Ich hatte lange überlegt, ob wir eine Musik-Meditation mit dem Thema „Der Seele der Musik begegnen“ überhaupt abhalten sollten. Alleine das Wort Seele ist mit so vielen Bildern, Vorstellungen, Assoziationen, Weltanschauungen verbunden, die einem meditativen Hören abträglich sind. Schließlich habe ich mich zu diesem Thema durchgerungen, da ich zur Überzeugung gekommen war, dass die Musik sehr wohl der menschlichen Seele etwas zu sagen hat. Meine Aufgabe war nur, sie sprechen zu lassen.
Mit der Arbeit am „Largo“ aus Dvoraks Symphonie Nr. 9 bekam ich kraftvolle Unterstützung. Beim „Erwandern“ der Themen und Seelenbilder dieser Musik tasteten wir uns vorsichtig durch die verschiedenen „Seelen-Landschaften“, lernten sie unterscheiden und bekamen ein Gespür für sie. Nach und nach erlebten wir, wie jedes Thema seine ganz besondere Resonanz in uns erzeugte und allmählich wurden uns Zusammenhänge verständlich und erlebbar. In diesem Prozess zeigt es sich wieder, welch wirksames Mittel die Melorhythmie ist. Durch sie konnten wir ohne Worte Sinn und Inhalt der Musik verstehen, und zwar alle, ohne Ausnahme.
Die Frage, ob die Musik nun eine Seele habe, ließ ich unbeantwortet, da ich sicher war, dass Dvoraks Largo die Antwort geben würde. Und am Ende der Musik-Meditation konnte ich in den Gesichtern lesen, dass tatsächlich eine jede und ein jeder seine Antwort erhalten hatte.
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